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Infektionskrankheiten

Chronische Infektionskrankheiten und Seuchen – eine homöopathische Erfolgsgeschichte

10. April 2010, 16 – 19 Uhr, Hamburg

Curt Kösters (1. Vorsitzender des DZVhÄ, Hamburg) und
Dr. Anton Rohrer (Großlobming/Österreich)

Veranstalter: DZVhÄ und Homöopathische Bibliothek Hamburg

Ort: Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Vortragsraum), Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg

Das Konzept zur Behandlung epidemischer Erkrankungen hat eine hohe Relevanz in der Geschichte der Homöopathie

Die Homöopathie beruht auf der strikten Individualisierung der Krankheiten – eine konsequente Ausnahme ist die Behandlung der epidemischen Erkrankungen. Ihr historischer Ausgangspunkt sind die Empfehlungen von Samuel Hahnemann zur Behandlung von Scharlach. Hahnemann hatte erkannt, dass bei Epidemien ein äußeres Agens (das er als immateriell betrachtet) das Bild der Erkrankung formt, weitgehend (wenn auch nicht vollständig) unabhängig von dem einzelnen Erkrankten. In der Konsequenz kann die Epidemie also mit einem spezifischen Mittel behandelt werden, entsprechend den typischen Symptomen der epidemischen Erkrankung. Dieses spezifische Mittel kann während einer Epidemie dann auch prophylaktisch eingesetzt werden.

Diese prophylaktische Verwendung von Belladonna bei Scharlach-Epidemien war offenbar so erfolgreich, dass Hufeland 1825 sie in einer Schrift „Die prophylaktische Wirkung der Belladonna“ ausdrücklich unterstützte und die preußische Regierung 1838 die Ärzte des Landes aufforderte, bei Scharlach-Epidemien Belladonna in kleinen Gaben anzuwenden.

Folgerichtig wandte Hahnemann dieses Prinzip dann auch auf chronische Infektionskrankheiten an. Entwickelt wurde das Konzept der Behandlung chronischer Krankheiten an dem Modell der Syphilis. In sich schlüssig entwickelte Hahnemann daraus das Konzept der Sycosis und der Psora.

Das Konzept zur Behandlung epidemischer Erkrankungen hatte eine hohe Relevanz in der Geschichte der Homöopathie. Insbesondere trugen die Behandlungserfolge bei der Behandlung der Cholera entscheidend zur internationalen Verbreitung der Homöopathie bei.

Im Fortgang der Homöopathie-Geschichte entwickelte sich aus dem Konzept zur Behandlung chronischer Infektionskrankheiten eine Vielzahl von Subkonzepten überwiegend metaphysischer Natur.

Die aufgrund dieser Konzepte entwickelte Therapie mit Nosoden (von Hahnemann noch ausgesprochen kritisch beäugt) war wiederum in der Praxis so effektiv, dass sie sich deutlich über die klassische Homöopathie hinaus verbreitet hat.

Vorträge

Curt Kösters
1. Vorsitzender des DZVhÄ (Hamburg)

Hier können Sie den Vortrag Chronische Infektionskrankheiten  Miasmen in der homöopathischen Terminologie lesen.

 

Dr. Anton Rohrer
Großlobming (Österreich)

Hier können Sie den Votrag Epidemie und Homöopathie  Geschichte, dokumentierte Erfahrungen, Prophylaxe lesen.

 

 

Und was sagt das Organon zu epidemischen Erkrankungen?

§ 100

„Bei Erforschung des Symptomen-Inbegriffs der epidemischen Seuchen und sporadischen Krankheiten, ist es sehr gleichgültig, ob schon ehedem etwas Aehnliches unter diesem oder jenem Namen in der Welt vorgekommen sei. Die Neuheit oder Besonderheit einer solchen Seuche macht keinen Unterschied weder in ihrer Untersuchung, noch Heilung, da der Arzt ohnehin das reine Bild jeder gegenwärtig herrschenden Krankheit als neu und unbekannt voraussetzen und es vom Grunde aus für sich erforschen muß, wenn er ein ächter, gründlicher Heilkünstler sein will, der nie Vermuthung an die Stelle der Wahrnehmung setzen, nie einen, ihm zur Behandlung aufgetragenen Krankheitsfall weder ganz, noch zum Theile für bekannt annehmen darf, ohne ihn sorgfältig nach allen seinen Aeußerungen auszuspähen; und dieß hier um so mehr, da jede herrschende Seuche in vieler Hinsicht eine Erscheinung eigner Art ist und bei genauer Untersuchung sehr abweichend von allen ehemaligen, fälschlich mit gewissen Namen belegten Seuchen befunden wird; — wenn man die Epidemien von sich gleich bleibendem Ansteckungszunder, die Menschenpocken, die Masern u.s.w., ausnimmt.“

§ 101

„Es kann wohl sein, daß der Arzt beim ersten ihm vorkommenden Falle einer epidemischen Seuche, nicht gleich das vollkommne Bild derselben zur Wahrnehmung bekommt, da jede solche Collectivkrankheit erst bei näherer Beobachtung mehrer Fälle den Inbegriff ihrer Symptome und Zeichen an den Tag legt. Indessen kann der sorgfältig forschende Arzt schon beim ersten und zweiten Kranken dem wahren Zustande oft so nahe kommen, daß er eines charakteristischen Bildes davon inne wird — und dann schon ein passendes, homöopathisch angemessenes Heilmittel für sie ausfindet.“

§ 102

„Bei Niederschreibung der Symptome mehrer Fälle dieser Art wird das entworfene Krankheitsbild immer vollständiger, nicht größer und wortreicher, aber bezeichnender (charakteristischer), die Eigenthümlichkeit dieser Collectivkrankheit umfassender; die allgemeinen Zeichen (z.B. Appetitlosigkeit, Mangel an Schlaf u.s.w.) erhalten ihre eignen und genauern Bestimmungen und auf der andern Seite treten die mehr ausgezeichneten, besondern, wenigstens in dieser Verbindung seltnern, nur wenigen Krankheiten eignen Symptome hervor und bilden das Charakteristische dieser Seuche. Alle an der dermaligen Seuche Erkrankten haben zwar eine aus einer und derselben Quelle geflossene und daher gleiche Krankheit; aber der ganze Umfang einer solchen epidemischen Krankheit und die Gesammtheit ihrer Symptome (deren Kenntniß zur Uebersicht des vollständigen Krankheitsbildes gehört, um das für diesen Symptomen-Inbegriff passendste homöopathische Heilmittel wählen zu können) kann nicht bei einem einzelnen Kranken wahrgenommen, sondern nur aus den Leiden mehrerer Kranken von verschiedener Körperbeschaffenheit vollständig abgezogen (abstrahirt) und entnommen werden.“

§ 103

„Auf gleiche Weise wie hier von den epidemischen, meist acuten Seuchen gelehrt worden, mußten auch von mir die, in ihrem Wesen sich gleichbleibenden miasmatischen, chronischen Siechthume, namentlich und vorzüglich die Psora, viel genauer als bisher geschah, nach dem Umfange ihrer Symptome ausgeforscht werden, indem auch bei ihnen der eine Kranke nur einen Theil derselben an sich trägt, ein zweiter, ein dritter u.s.w. wiederum an einigen andern Zufällen leidet, welche ebenfalls nur ein gleichsam abgerissener Theil aus der Gesammtheit der, den ganzen Umfang des einen und desselben Siechthums ausmachenden Symptome sind, so daß nur an sehr vielen einzelnen dergleichen chronischen Kranken, der Inbegriff aller, zu einem solchen miasmatischen, chronischen Siechthume, insbesondere der Psora gehörigen Symptome ausgemittelt werden konnte, ohne deren vollständige Uebersicht und Gesammt-Bild die, homöopathisch das ganze Siechthum heilenden (namentlich antipsorischen) Arzneien nicht ausgeforscht werden konnten, welche zugleich die wahren Heilmittel der einzelnen, an dergleichen chronischen Uebeln leidenden Kranken sind.“